Im Interview: Women for Women International
Heute haben wir ein Interview für dich mit einer NGO, die wir feiern: Women for Women International. Erfahre, wieso Women for Women International ins Leben gerufen wurde, was die Arbeit der NGO ausmacht und welche beeindruckenden Erfolge bereits verzeichnet werden konnten. Das Wichtigste vorab: auch mit einer kleinen Spende oder dem Versuch, der NGO mehr Sichtbarkeit durch Weitererzählen etc. zu geben, trägst du dazu bei, dass Frauen weltweit zu einem besseren Leben verholfen werden kann. Wir verlinken dir den spannenden Blog der NGO hier. Los geht’s!
Seit 1993 unterstützen wir Frauen, die einen Krieg überlebt haben, ihr Leben wiederaufzubauen und ihre Zukunft selbst zu gestalten.
Women for Women International

1. Was ist die Vision von Women for Women International? Wie hat alles angefangen?
Wir wollen eine Welt schaffen, in der alle Frauen den Verlauf ihres Lebens selbst bestimmen und ihr volles Potenzial ausschöpfen können. In Ländern, die von Konflikten und Kriegen betroffen sind, unterstützen wir durch verschiedene Programme die am stärksten ausgegrenzten Frauen dabei, ihr Leben wieder aufzubauen und sich eine unabhängige Zukunft zu schaffen. Mithilfe beruflicher Fertigkeiten, Wissen und Ressourcen können marginalisierte Frauen nachhaltige Veränderungen für sich selbst, ihre Familie und ihre Gemeinschaft schaffen.
Unser „Stronger Women, Stronger Nations“ Programm ist auf ein Jahr angelegt, um keine langfristigen Abhängigkeiten zu schaffen. Wir investieren in Frauen und ihre Wirtschaftskraft, damit sie ihr eigenes Geld verdienen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wir wissen aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung, dass dieser Ansatz wirkt. So verdoppelte sich der Tagesverdienst der Frauen in unserem Programm in 2021 von durchschnittlich 0,80$ bei der Aufnahme in das Programm auf 2$ bei Abschluss der Ausbildung.
Das holistische Programm umfasst nahezu alle Lebensbereiche, darunter Frauenrechte, Gesundheit, Einkommen und Sparen, und soziale Unterstützungsnetzwerke. Wir bieten marginalisierten Frauen, die oftmals die Grundschule nicht abgeschlossen haben, eine an den lokalen Kontext angepasste Berufsausbildung, die von erfahrenen (lokalen) Trainerinnen und Trainern durchgeführt wird und den Frauen die Chance auf ein geregeltes und sicheres Einkommen gibt. Frauen, die jahrelang isoliert waren und Ausgrenzung, Trauma, Armut und Gewalt erfahren haben, kommen mit 24 anderen Frauen, die ähnliches erlebt haben, zusammen. Über die Monate hinweg sieht man förmlich, wie die Frauen durch den Austausch und die gegenseitige Unterstützung an Zuversicht und Selbstbewusstsein gewinnen.
Women for Women International wurde vor 30 Jahren während der Kriege in Ruanda und Ex-Jugoslawien gegründet. Unsere Gründerin Zainab Salbi, eine irakisch-amerikanische Menschenrechtlerin, erkannte, dass es in einem modernen Konflikt oftmals gefährlicher ist, eine Frau zu sein, als ein Soldat. Sie hat zusammen mit Unterstützerinnen versucht, die eingekesselten Frauen in Sarajevo nicht nur mit Essen und Ressourcen zu versorgen, sondern ihnen auch Trost durch Botschaften in Form von Briefen zu schenken, in denen sie ihnen mitteilte, dass Frauen auf der ganzen Welt an sie denken. Kurz danach fingen wir mit der Unterstützung marginalisierter Frauen in Ruanda an, die durch den Genozid alles verloren hatten.
Inzwischen arbeiten wir über unsere Länderbüros in Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, Demokratische Republik Kongo, Irak, Kosovo, Nigeria, Ruanda, und Südsudan. Gemeinsam mit Partnerorganisationen arbeiten wir zudem in Äthiopien, Syrien, Myanmar und seit diesem Jahr auch in Polen und der Ukraine.

2. Was sind eure Aufgaben?
Unser deutsches Büro wurde 2018 gegründet und gilt innerhalb unserer globalen Organisation als ein sogenanntes „Supporter Country Office“. Wir unterstützen unsere lebensverändernden Programme in den Ländern durch Mittelakquise sowie die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Herausforderungen und das Potenzial marginalisierter Frauen in Kriegs- und Konfliktgebieten.
Um wichtige Gelder für die Umsetzung unserer Programme zu mobilisieren, arbeiten wir neben den privaten Spenderinnen und Spendern eng mit staatlichen Institutionen, Stiftungen und Unternehmen zusammen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt unserer Arbeit ist die Pressearbeit, mit dem Ziel, ein schärferes Bewusstsein für die Frauen, die wir unterstützen, zu schaffen.
Unser Hauptanliegen ist es stets, die Stimmen der betroffenen Frauen zu amplifizieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst ihre Geschichten zu erzählen. Außerdem setzen wir uns im Austausch mit politischen Vertreterinnen und Vertretern in Deutschland für eine Verbesserung der Lebensrealitäten für marginalisierte, von Konflikt betroffene Frauen sowie dringend benötigte Solidarität und Unterstützung ein.
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Länderbüros genießen durch ihre langjährige Erfahrung vor Ort das Vertrauen der Gemeinden, in denen wir arbeiten. Sie sind bestens mit dem lokalen Kontext vertraut. Dieser Aspekt ist für uns sehr wichtig. Viele der Trainerinnen, die heute unser einjähriges Programm durchführen, haben vorher ebenfalls das Programm durchlaufen. Unsere ehemalige Länderbüroleiterin Audry Shematsi in der Demokratischen Republik Kongo, hat beispielsweise einmal als Teilnehmerin unseres „Stronger Women, Stronger Nations“ Programms angefangen und war zuletzt Leiterin unseres Büros mit über 40 Mitarbeitenden.

3. Was konntet ihr bisher erreichen? Was macht euch besonders glücklich oder stolz, wenn ihr an Women for Women International denkt?
Bisher konnten wir 531.498 marginalisierte Frauen in 14 von Konflikt betroffenen Ländern mit unseren Programmen erreichen.
Neben unserem einjährigen „Stronger Women, Stronger Nations“ Programm können wir zudem durch einen flexiblen Krisenfonds, unseren „Conflict Response Fund“ (CRF), schnell auf schwelende Krisen reagieren, von denen Frauen am meisten betroffen sind. Wir haben den CRF im Jahr 2018 ins Leben gerufen, der es uns seitdem ermöglicht, schnell, flexibel und innovativ zu handeln. Mit diesen Fonds können wir gemeinsam mit lokalen Partnerinnen und Partnern Aktivitäten einleiten, um zeitnah auf dringende Bedürfnisse weiblicher Betroffener zu reagieren.
So haben wir beispielsweise 2019 in einem der größten Flüchtlingslager der Welt in Cox’s Bazaar, Bangladesch, Maßnahmen eingeleitet, um junge Rohingya-Frauen mit einer Berufsausbildung zu unterstützen, damit sie sich eine Existenz aufbauen und ein Einkommen erzielen können. Ähnliches tun wir aktuell in Polen und der Ukraine, wo wir unsere Partnerorganisationen dabei unterstützen, geflüchteten Frauen eine Perspektive durch holistische Unterstützung zu bieten. Diese besteht aus der Bereitstellung von Unterkünften, finanzieller Unterstützung, Rechtsberatung und Traumatherapie.
Betrachtet man das aktuelle Geschehen in Afghanistan, wo die Frauen seit der Machtübernahme der de facto Regierung im August 2021 immer mehr ihrer Rechte einbüßen mussten, sind wir besonders froh darüber, dass wir seit Januar unsere Programme vor Ort weiterführen konnten und derzeit über 2600 Frauen an unserem „Stronger Women, Stronger Nations“ Programm teilnehmen können.
Wir konnten unsere Arbeit in Afghanistan sogar ausweiten und haben vier neue Schulungszentren in der Provinz Kunar eröffnet, worauf wir sehr stolz sind. Obwohl wir die Programme aus Sicherheitsgründen im letzten Jahr für einige Monate pausieren mussten, konnten wir die Frauen dank der großzügigen Spenden, die wir eingenommen haben, durch Bargeldtransfers und Saatgut für den Gemüseanbau dabei unterstützen, sich und ihre Familien in dieser wirtschaftlichen Krise zu ernähren.

4. Wie kann man eure Arbeit unterstützen?
Menschen auf der ganzen Welt können im Zuge unseres Patenschafts-Programms durch eine monatliche Spende von nur 29€ einer Frau die Teilnahme an unserem einjährigen Programm ermöglichen. Wir nennen das „Sponsor a Sister“. Die Patinnen und Paten haben dann auch die Möglichkeit, ihrer Sister Briefe zu schreiben und erhalten regelmäßige Updates über ihren Werdegang.
Aber auch eine einmalige Spende kann schon sehr viel bewirken. 25€ können beispielsweise bereits einer Frau die Teilnahme an einem Rechenkurs oder den Kauf von zwei Babyhühnern ermöglichen.
Wir sind außerdem davon überzeugt, dass jeder Mensch einen Beitrag leisten kann. Es hilft beispielsweise schon, wenn man einfach seinen Freundinnen, Freunden und Bekannten von unserer Arbeit erzählt und wir freuen uns natürlich auch immer über individuelle Unterstützungsideen.
Du kannst unsere Arbeit auch auf den sozialen Medien verfolgen (@WomenForWomenDE) und unseren monatlichen Newsletter abonnieren. Dort erhaltet ihr immer die neusten Updates zu unserer Arbeit.

Vielen Dank für dieses spannende Interview und eure großartige Arbeit! Hat dich dieser Beitrag genauso berührt wie uns? Dann könnte dieser Blogbeitrag ebenfalls spannend für dich sein. Er enthält ein Interview mit Hope, der Gründerin der Resilient Women’s Organization in Uganda, welche sich für Women Empowerment einsetzt.
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