Wie der Ökotourismus zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung beitragen kann
Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung haben sich die Vereinten Nationen 2015 auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung geeinigt. Aber was hat das mit der Tourismusbranche zu tun? Die Umweltforscherin Lily Rose erklärt, wie der Ökotourismus zur Unterstützung dieser Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen kann – also bleib dran.
Ein Gastbeitrag von Lily Rose

Die Pandemie war ein massiver Rückschlag für die Tourismusbranche, da Reiseverbote und Sicherheitsmaßnahmen den Reiseverkehr einschränkten. Doch nun, da die Reiseziele die Reisebeschränkungen gelockert oder aufgehoben haben, meldet die Welttourismusorganisation, dass der weltweite Tourismus an Dynamik gewinnt und sich erholt. Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres gab es im ersten Quartal 2022 76 Millionen mehr internationale Touristenankünfte.
Dennoch muss die Tourismusbranche ihr Geschäftsmodell in der Zeit nach der Pandemie neu überdenken. Sie muss nicht nur die Ausbreitung von COVID-19 eindämmen, sondern auch ihre Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, die Kultur und die Ökosysteme sorgfältig bewerten. Indem sie sich für den Ökotourismus einsetzt, kann die Branche einen Beitrag zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung und den damit verbundenen Zielen leisten. Hier ein kurzer Blick darauf, wie das möglich ist:
Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten

Länder, deren Wirtschaft vom Tourismus abhängt, haben einen Anreiz, den Ökotourismus als eine wichtige Einkommensquelle zu fördern. Die Vereinten Nationen berichten, dass eine umweltfreundlichere Wirtschaft 24 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen kann, und der Ökotourismus sorgt dafür, dass diese Arbeitsplätze auch der lokalen Bevölkerung zugutekommen.
Der Ökotourismus ist in hohem Maße von Dienstleistungsberufen abhängig, wie zum Beispiel von Reiseleiterinnen für Kultur- und Kulturerbeausflüge, von Köchinnen und Reinigungskräften für Unterkünfte und von lokalen Kunsthandwerker*innen für Kunsthandwerk und Souvenirs.
Da der Sektor aber auch die nachhaltige Praxis der Beschaffung von Lebensmitteln vor Ort übernimmt, bedeutet dies, dass Landwirtinnen und Fischerinnen ebenfalls von den wirtschaftlichen Vorteilen des Ökotourismus profitieren können. Vor diesem Hintergrund zielt der Ökotourismus auf das Nachhaltigkeitsziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum. Nicht nur durch den Anstieg des BIP, sondern vor allem durch die umfassenden und greifbaren Möglichkeiten für produktive Beschäftigung.
Entwicklung und Autonomie der Gemeinschaft
Als eine Form des nachhaltigen Tourismus stellt der Ökotourismus den Menschen und nicht den Profit in den Mittelpunkt seines Modells. Es sind die lokalen Gemeinschaften, die die natürliche Umwelt verwalten, und nicht private oder ausländische Unternehmen, die diese Ressourcen ausbeuten.
In Uganda stärkt die Intercultural Development Agency die lokale Bevölkerung durch das, was die Gründerin Stella Aiketeng als gemeindebasierten oder humanitären Tourismus bezeichnet. Tourist*innen werden eingeladen, an Festen, Messen und Märkten teilzunehmen, die von der lokalen Bevölkerung organisiert werden, um ihre Kultur und ihr Erbe zu feiern und zu bewahren.
Solche Bemühungen spiegeln Fortschritte bei der Verwirklichung von Nachhaltigkeitsziel 10: Abbau von Ungleichheiten wider, da die Gemeinschaften direkt vom Ökotourismus profitieren, insbesondere die marginalisierten Gruppen der Frauen und Jugendlichen.
Die Förderung des Bewusstseins und des Respekts für lokale Kulturen kann auch zur Erreichung von Nachhaltigkeitsziel 16: Frieden und Gerechtigkeit beitragen, da die interkulturellen Begegnungen zwischen Tourist*innen und Gemeinschaften die Grundlage für Vielfalt und Inklusion schaffen können.
Der Impuls für nachhaltigen Verkehr und nachhaltige Energie

Inzwischen ist der Luftverkehr im Tourismus für etwa 8 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Der Ökotourismus zielt daher darauf ab, die Umweltauswirkungen zu minimieren, indem er die Menschen dazu ermutigt, näher an ihrem Wohnort oder mit langsameren, aber nachhaltigeren Verkehrsmitteln zu reisen, zum Beispiel mit dem öffentlichen Nahverkehr, mit Ride-Sharing-Systemen, mit dem Fahrrad oder zu Fuß.
Die Bemühungen um eine Verringerung des Kohlendioxidausstoßes erstrecken sich auch auf den Energieverbrauch in touristischen Unterkünften, worauf Öko-Lodges mit der Nutzung erneuerbarer Energiequellen reagieren. Das Solarmodulunternehmen Hoymiles vertritt die Ansicht, dass der Einsatz von Solartechnologien eine Win-Win-Situation schafft, da er gleichzeitig die Energiekosten und die Umweltauswirkungen reduziert.
Neben der Installation von Solarpaneelen und Mikrowandlern, die die gewonnene Sonnenenergie in Strom umwandeln, können Öko-Lodges auch energieeffiziente Beleuchtung und Baumaterialien aus lokaler Produktion einsetzen. Diese Nachhaltigkeitsbemühungen im Ökotourismus zielen darauf ab, die derzeitige emissionsreiche und energieintensive Tourismusbranche zu verändern und dabei die Ziele des Nachhaltigkeitsziels 7: Erschwingliche und saubere Energie und des Nachhaltigkeitsziels 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden zu erreichen.
Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme

Die vorherrschende Form des weltweiten Tourismus gefährdet Arten und Lebensräume, entweder durch die Gefangenschaft von Tieren in Zoos und Aquarien oder durch die Zerstörung der natürlichen Umwelt, um mehr Unterkünfte für Tourist*innen zu schaffen. Doch der Ökotourismus ist untrennbar mit den Nachhaltigkeitszielen 14 und 15 verbunden: Leben unter Wasser und Leben an Land. In einem Artikel in „The Conversation about conservation-focused destinations“ wird am Beispiel Costa Ricas gezeigt, dass es möglich ist, die biologische Vielfalt zu schützen und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen aus dem Tourismus zu ziehen.
Das Ökotourismusmodell unterstützt Kleinstunternehmen, Öko-Lodges und kleine Straßen, anstatt umweltzerstörende Resorts und Autobahnen zu bauen, die nur großen Unternehmen zugutekommen. In anderen Ländern wie Neuseeland wird die Nachhaltigkeit mit dem Tourismus verknüpft, indem von Reisenden Abgaben erhoben werden, die auf den Schutz der Umwelt ausgerichtet sind.
Der ganzheitliche Ansatz des Ökotourismus bietet einen vielversprechenden Weg für Länder und Volkswirtschaften, sich von der Pandemie anders zu erholen. Indem man sich mehr um die Menschen und die Umwelt kümmert, wird die Tourismusindustrie nicht nur für die nächsten Jahre, sondern auch für künftige Generationen erhalten bleiben.
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