IN NEUSEELAND REISEN WÄHREND CORONA
Reisen in Zeiten von Corona ist schwierig. Zum einen schlecht für die eigene Urlaubsplanung, zum anderen gut für die Umwelt. Das exotische Fernweh scheint noch weiter entfernt zu sein als zuvor. Doch die Gefahr einer Corona-Infektion ist ganz nah, ganz zu schweigen von den Einschränkungen im öffentlichen Leben und der teilweise dramatischen Gesundheitssituation in manchen Regionen der Welt.

Eine Region, in der Covid-19 weniger Einfluss auf den Alltag zu haben scheint, ist Neuseeland. Hier, am anderen Ende der Welt, sind wir seit Februar 2020 mit unserem Campervan unterwegs und lernen das Land in einer fast gespenstischen Ruhe kennen. Wir haben unsere Jobs in Deutschland gekündigt, die Wohnung und das Auto verkauft und sind losgezogen. Mit einem 3-Monats-Visum in der Tasche und Mund-Nasen-Schutz im Gesicht reisten wir über Taipeh (Taiwan), Brisbane (Australien) nach Auckland (Neuseeland). Wir genossen die ersten Wochen im Campervan, der auch den Spätsommer einläutet. Schon nach kurzer Zeit spitzt sich die Lage in Deutschland, Europa und der Welt zu. Kurz vor der Abriegelung in Neuseeland werden wir schon von „besorgten“ Bürgern gefragt, wie wir denn in die Isolation gehen wollen. Es fühlt sich immer noch sehr unwirklich an.

Unser Flug nach Australien, wo wir unsere Weltreise fortsetzen wollten, wurde gestrichen. Dann die Nachricht, dass es in 48 Stunden eine Abriegelung gibt. Wir müssen von der Straße weg, wie alle anderen Camper auch. Wir schickten etwa 30 Bewerbungen für Workaways/Wwoofings raus, wo wir ein paar Stunden pro Tag für Zimmer und Essen arbeiten würden. Nach Hotels/ Motels/ Airbnbs wollen wir noch nicht suchen, da das Reisebudget knapp ist und die Dauer des Lockdowns absolut unvorhersehbar ist. Wir bekommen nur eine positive Rückmeldung von einer Dame mittleren Alters mit Kälberhaltung, wo wir die gesamte Dauer des 2-monatigen Lockdowns verbringen. Die Kiwis (Neuseeländer) bleiben brav zu Hause und sollten jeden Kontakt außerhalb ihres Haushaltes vermeiden. Der geografische Vorteil Neuseelands ist zweifelsohne die Abgeschiedenheit. Daher kann der Transport von Menschen und Gütern recht einfach kontrolliert werden. Die Pandemie wird daher relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden können. Zur gleichen Zeit sieht die Situation in Europa besser aus. Viele Europäer kehren in dieser Zeit mit den Rückholaktionen ihrer Länder nach Hause zurück, darunter etwa 12.000 Deutsche.

Wir reisen weiter, aber jetzt ist es fast Winter. Auf der Südinsel Neuseelands ist es sogar noch ein bisschen kälter als im Norden. Wir beschließen, weniger im Campervan und mehr Workaways zu machen. Bei einem Workaway oder Wwoofing arbeitet man freiwillig für eine vereinbarte Anzahl von Stunden und bekommt dafür Essen und eine Unterkunft gestellt. Die Menschen kämpfen buchstäblich um die wöchentlich abnehmende Zahl der Arbeiter und Touristen. Es kommen keine Touristen mehr ins Land. Dafür haben wir eine gute Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten. Das öffentliche Leben normalisiert sich wieder und wir können durch die Städte schlendern und beim Couchsurfing Leute treffen. Von nun an halten sich die Corona-bedingten Einschränkungen in Grenzen: Abstand halten in den Geschäften, keine Großveranstaltungen und Mund-zu-Nase-Schutz in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Visa für die verbliebenen Touristen und Arbeiter werden automatisch und kostenlos zweimal um 5 Monate verlängert. Immer wieder wird uns gesagt, dass es wohl das beste Land der Welt ist, in dem man sich während der Pandemie aufhält. Dem können wir definitiv nicht widersprechen.
Derzeit sind wir mit unserem Campervan im Norden Neuseelands unterwegs und machen mehr Haussitting. Darüber und über das, was wir sonst noch erleben, wie Jessicas Vipassana-Aufenthalt (Schweigekloster), wollen wir Euch in Zukunft berichten. Dazu gehört auch, wie das Leben hier aussieht und wie das (weitere) Reisen mit Corona funktioniert, oder auch nicht.
Bleibt gesund!