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Ist Gorilla Trekking moralisch vertretbar?

Uganda ist eines der letzten Länder der Erde, in dem Berggorillas leben. Die bedrohte Art ist heute nur noch im Grenzgebiet der Länder Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo vorzufinden. Mehr als die Hälfte aller Berggorillas leben im Bwindi Impenetrable Forest im Südwesten Ugandas. Gorilla Trekking zählt daher zu den beliebtesten Aktivitäten für Tourist*innen in der Region – denn nur hier haben sie die Chance, diesen faszinierenden Tieren in die Augen zu blicken und ihren natürlichen Lebensraum zu beobachten.

Doch ist diese Aktivität moralisch vertretbar oder schadet sie den Tieren und ihrem Lebensraum? Wird der Lebensraum vielleicht sogar zusätzlich durch Besucher*innen gefährdet? Schließlich muss die Natur an vielen Stellen der Welt für touristische Nutzung weichen, was die Zerstörung einiger Lebensräume mit sich zieht. Während ihrer Reise durch Uganda haben unsere Gründer, Alex und Nils, diese Aktivität einmal genauer unter die Lupe genommen. Heute erklären wir dir, wie Gorilla Trekking organisiert wird und, ob neben dem Naturschutz auch die lokale Bevölkerung davon profitieren kann.

Die Geschichte von Bwindi

Der Bwindi Impenetrable Forest wurde im Jahr 1991 zum Nationalpark ernannt. Diese Entscheidung führte zu großen Konflikten, da die Einheimischen – die überwiegend von der Landwirtschaft lebten – keinen Zugang mehr zum Wald hatten und ihnen jegliche wirtschaftliche Nutzung untersagt wurde. Durch verschiedene Initiativen der Regierung, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Integrated Conservation and Development Organization, wurde ein Konzept entwickelt, welches neben dem Schutz der Gorillas auch der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen sollte.

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Tourismus zur Finanzierung von Artenschutz

Eine Maßnahme, wie der Tourismus zur Finanzierung von Artenschutz beitragen kann, ist das Erwerben einer Permit, zu deutsch „Erlaubnis“, die den Reisenden Zutritt in den Park gewährt. Diese Genehmigung stellt die staatliche Wildschutzbehörde Uganda Wildlife Authority (in Ruanda das Rwanda Development Board) aus, die den von Ranger*innen begleiteten Besuch einer Gorillafamilie erlaubt.

Die Permit sollte man vorab entweder bei der UWA direkt erwerben oder aber beim Buchen der Unterkunft mit dazu kaufen. Die Permits sind stark begrenzt. Pro Tag darf nur eine Gruppe von maximal 8 Personen zu einer Gorillafamilie im Rahmen des Gorilla Trekking. Die Familien werden im Wechsel besucht, sodass manche Familien auch Tage lang keine Menschen zu Gesicht bekommen. Aufgrund dieser Limitierung lohnt es sich bereits früh im Voraus zu buchen. In unserem Fall hat eine Woche gereicht, aber in der Hauptsaison von Juli bis September sollte man hierfür schonmal 6 Wochen im Voraus einplanen.

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Als zusätzliche Limitierung dient auch der stolze Preis für die Permits. Sie kostet derzeit in Uganda 700 US Dollar. In Ruanda liegt der Preis sogar bei 1.500 US Dollar. Vor Ort konnten wir uns überzeugen, wie das Geld zum Schutz der Berggorillas eingesetzt wird. Aus den Einnahmen werden Maßnahmen zur Bekämpfung von Waldrodungen und Wilderei finanziert sowie der Einsatz von Parkranger*innen und Tierärzt*innen und auch die Ausweitung von Schutzgebieten ermöglicht.

Zudem gehen 20 % der Einnahmen direkt an die umliegenden Gemeinden, um damit Wilderei vorzubeugen. Hieraus werden Investitionen im Bereich Bildung oder Wasser und Stromversorgung getätigt. Zudem entstanden zahlreiche Community-Camps – also Unterkünfte, die in Hand der Einheimischen sind und von ihnen verwaltet werden. Einige dieser Unterkünfte findest du auch auf socialbnb. Dass diese Strategie zum Schutz der Gorillas beigetragen hat, zeigt die Entwicklung der Populationen. Waren es Ende der 1980er Jahre noch rund 620 Tiere, zählt man heute eine Gesamtpopulation von mehr als 1.000 Tieren – davon circa 460 im Bwindi-Nationalpark in Uganda.

So läuft das Gorilla Trekking in Uganda ab

  1. Es geht früh los: Gegen 6 Uhr gingen Alex und Nils zum Treffpunkt am Ausganspunkt für das Trekking. Je nach Lage der Unterkunft ist die Fahrstrecke kürzer oder länger.
  2. Man erhält Informationen der Ranger*innen, zu welcher Familie gelaufen wird und wie die Verhaltensregeln aussehen, z.B. Mund-Nasen Bedeckung, maximal eine Stunde Aufenthalt bei den Gorillas, Abstandsregeln, keine Berührungen, etc.
  3. Dann geht’s los: Je nach Standort kann das Trekking zwischen 2-6 Stunden dauern. Euer Guide läuft stets vorweg und macht mit Hilfe einer Machete den Weg frei.
  4. Und plötzlich steht ihr den Berggorillas gegenüber. Der Silberrücken hat die Gruppe im Blick, Jungtiere tollen herum und mit etwas Glück präsentieren die Mütter stolz ihren Nachwuchs. Eine ganze Stunde lang kann man nun als stiller Beobachter den Gorillas bei ihrem Alltag zuschauen und dabei so manche Parallelen zum menschlichen Verhalten erkennen.
  5. Zum Abschluss gibt es ein Gorilla Trekking Zertifikat und eine Erklärung zu weiteren Schutzmaßnahmen des Nationalparks.

Unser Fazit

Alex: Unser Guide hat uns ausführlich und transparent aufgeklärt, wie der bezahlte Preis zum Schutz beiträgt, wieso er so hoch ist und wie diese Einnahmen zum Schutz der Berggorillas und der lokalen Bevölkerung beitragen. Daher können wir das Gorilla Trekking als nachhaltige Aktivität empfehlen, von der neben dem Artenschutz auch die lokale Bevölkerung enorm profitiert.

Nils: Achtet auch bei eurer Unterkunftssuche darauf, wo die Einnahmen hinfließen und bringt genug Zeit mit, um neben dem Trekking auch die vielen weiteren Aktivitäten auszuprobieren, die der Region zu Gute kommen, wie z.B. Kochkurse, Fahrradtouren oder auch Workshops zum Erstellen von eigenen Souvenirs werden z.B. vom großartigen Projekt Ride4awoman angeboten. Auf socialbnb findest du bald einige „community-owned“ Unterkünfte, aus deren Einnahmen Projekte vor Ort zur Entwicklung der lokalen Gemeinschaft beitragen.

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Wenn du dich generell für eine Reise nach Uganda interessierst und Wert darauf legst, nachhaltig und sozial verantwortlich zu reisen, dann schau dir doch mal diesen Blogbeitrag an und lerne einen unserer Impact Hosts und das tolle Projekt kennen, das du mit deiner Übernachtung finanziell unterstützen könntest. Um keine Neuigkeiten über soziales Reisen oder unsere socialbnbs zu verpassen, abonniere unseren Newsletter:

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